Pseudomyrmex - Wespenameise

Pseudomyrmex maculatus

Pseudomyrmecinen sind baumbewohnende Ameisen, die sich vor allem über ihren Sehsinn orientieren. In Büschen und Bäumen bewohnen sie hohle, abgestorbene Äste. Manche Arten leben auch in Symbiosen zu bestimmten Pflanzen, beispielsweise mit der Büffelhornakazien oder dem Tachyglia-Baum. In der Natur sind die Nester sowohl dem heftigen Tropenregen als auch der vollen Sonne ausgesetzt. In der Haltung empfiehlt es sich, die Astnester so ins Terrarium zu integrieren, dass sie nach der Bewässerung auch wieder vollständig abtrocknen können. Würden sie längere Zeit feucht bleiben, so könnte Schimmel entstehen und der führt häufig zum Tod der Tiere. In der Praxis ließ sich dieses Problem immer leicht bewältigen, sodass Pseudomyrmecinen einen festen Platz in den Tropenterrarien haben. Durch ihren ausgesprochen guten Sehsinn können sie anderen Arten flink ausweichen. Da sie meist einzeln fouragieren, kann es auch kaum dazu kommen, dass Futterstellen von Pseudomyrmex besetzt werden.

Hier sieht man diese kleinen Ameisen an einem Zuckerwassertropfen. Im unteren Bereich des Fotos sind auch die extrafloralen Nektarien des Ingabaumes zu erkennen, auch sie werden besucht und beerntet..

Pseudomyrmex - solitär und in Gesellschaft

 

Nester

 

Ein Faktor, der für den Erfolg der gemeinsamen Haltung mit anderen Arten wesentlich ist, hängt mit der Gestaltung und Verfügbarkeit von Nesträumen zusammen. Pseudomyrmecinen nisten in hohlen Hölzchen, häufig in Ästen markhaltiger Bäume und Sträucher. Der Astduchmesser sowie die Eingangsöffnungen sind meist proportional zu den Tieren: P. pallidus beispielsweise bewohnt vorzugsweise sehr dünne Ästchen (Forsythia), in welche die Tiere winzige Eingänge hineinnagen oder größere Öffnungen mittels Holzsspänen verkleinern. Nur bei Raumnot in besonders großen Kolonien werden auch dickere Äste bezogen. P. gracilis oder P. maculatus bewohnen wegen ihrer Größe dickere Hölzer, Brombeere und Himbeere eignen sich recht gut. Unter optimalen Bedingungen kommt es vor, dass alle Nestmöglichkeiten besetzt werden. In vielen Nestern sind dann zwar nur wenige Arbeiterinnen stationiert, aber so sind die Nestmöglichkeiten eben nicht mehr für Konkurrenten, die ähnliche Ansprüche an die Behausung stellen, verfügbar. Probleme können auftreten, wenn andere holzbewohnende, arboricole Ameisen hinzukommen. Sie begegnen den Pseudomyrmecinen quasi ökologisch auf Augenhöhe und so sind unliebsame Konfrontationen vorprogrammiert.

 

Pachycondyla crenata ist beispielsweise völlig inkompatibel, da sie auch in dünnen Ästen nistet. Obwohl die P. pallidus sehr klein ist und von den meisten größeren Arten übersehen wird, konnte sie von Pachycondyla crenata erjagt werden. Ein solcher Vorgang kann auch unbemerkt, schleichend auftreten, bis die großen Ponerinen unmittelbar vor dem Nesteingang lauern.

 

Eine Kombination, die sehr gut funktionierte, war P. cf. pallidus und P. gracilis (Bildergalerie). Die Tiere bewohnen unterschiedlich große Hölzer, ihre Körpergröße könnte man mit der eines Hundes zum Krokodil vergleichen. Auch Myrmicaria arachnoides und Polyrhachis sp. war ebenfalls neben diversen weiteren Arten für die Gesellschaftshaltung mit kleinen und großen Pseudomyrmecinen geeignet. 

 

 

Auch die Anzahl an Nestmöglichkeiten ist entscheidend, der verfügbare Nestraum wirkt wenigstens in künstlichen Habitaten als limitierender Faktor. Wenn das oder die Nester mit Brut völlig angefüllt sind, kann es passieren, dass die Arbeiterinnen kaum noch auf Nahrungssuche gehen, die Aktivität lässt nach. In der Natur erfährt die Kolonie schließlich eine Beerntung durch Fressfeinde und ist anderen Gefahren ausgesetzt, wodurch es kaum vorkommt, dass der Nestraum zu eng wird. Man sollte daher immer ein paar Äste mehr anbieten, dann können die Tiere gegebenenfalls umziehen oder expandieren.

Die Nestmöglichkeiten sollten immer möglichst weit oben im Terrarium angebracht werden. Im folgenden Punkt, Temperatur und Wasserhaushalt wird näher darauf eingegangen.     

Temperatur und Wasserhaushalt

 

Die meisten Pseudomyrmex sind als arboricol lebende Ameisen extremer Witterung ausgesetzt. In Texas beispielsweise werden die Astnester von der Sonne erhitzt, in den Regenwäldern Zentral- und Südamerikas kommt auch noch Starkregen hinzu. Man muss diese Einflüsse nicht in der Gänze simulieren, um Pseudomyrmecinen erfolgreich halten zu können, aber ein paar Dinge sind zu beachten: Totholz schimmelt unter feucht-warmen Bedingungen sehr schnell. Daher sollten Astnester im oberen Bereich, nahe der Lüftungsöffnung angebracht sein. So sind sie auch näher an künstlichen Lichtquellen und bleiben nie lange feucht.

Pseudomyrmecinen benötigen beinahe täglich frisches Wasser: Morgens, kurz nach Sonnenaufgang, verlassen diese Ameisen ihre Nester, um Morgentau zu sammeln. Dies lässt sich durch manuelles Sprühen oder eine Beregnungsanlage einfach nachstellen. Die Temperatur steigt in den Habitaten meist schnell an. Ähnlich sollte man es auch in der hobbymäßigen Situation halten, die Tiere benötigen einen Temperaturgang (Tagesgang). So lässt sich z. B. beobachten, dass zwar immer fouragiert wird, die Aktivität bei ca. 29°C aber besonders hoch ist. Vermutlich weil dann alle Larven sehr hungrig sind und sie ihre adulten Schwestern entsprechend reizen, auf Nahrungssuche zu gehen.

Nahrung

 

Pseudomyrmecinen in Haltung tragen auch feste Nahrung, wie kleine Insekten, (Sprung-) Beine von Grillen und Ähnliches ins Nest ein. Anders als in der Forschungsliteratur gelegentlich behauptet wird, konnte ich auch in der Natur beobachten, dass kleinwüchsige Raupen in Nestern der  P. cf. gracilis zu finden sind. In der Haltung können die Tier recht große Mengen an trockener Insektennahrung in ihren Nestern horten. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Nest trocken bleibt oder nach dem Wässern wieder zügig abtrocknet. Größere Nahrungsteile müssen, damit sie durch die Nesteingänge passen, zerkleinert werden und dies erledigen die Tiere an Ort und Stelle, dort wo sie das Insekt finden. Da sie aber über kein frei verfügbares Wehrsekret verfügen, können sie die Beute häufig nicht an Ort und Stelle verteidigen. Größere Arten, wie Pachycondyla apicalis, nehmen auch große Beutetiere auf und tragen sie schnell davon, sodass die Pseudomyrmecinen kaum etwas eintragen können. Kleinere, wie Pheidolen, Crematogaster und mittelgroße, wie Camponotinen neigen dazu, die Futterstelle kurzfristig zu besetzen. Sie verfügen oft über schnelle Rekrutierungsmechanismen und Wehrsekrete, mit welchen sie die Pseudomyrmecinen verscheuchen können.

Deshalb sollte man die Nahrung verteilt aufbringen oder den Tieren direkt mit einer Pinzette reichen. Pseudomyrmex verliert allgemein schnell die Angst vor Menschen und nähert sich diesen sogar aus Neugierde an, sodass die Pinzetten-Fütterung recht einfach ist. Mikroheimchen und Fruchtfliegen haben sich als zweckmäßig erwiesen. Alternativ kann man auch einen kleinen, mit Nahrung gefüllten Behälter so präparieren, dass er nur über eine kleine Einlassöffnung verfügt, die allein von den entsprechenden Pseudomyrmecinen passiert werden kann. Die Verfügbarkeit von Zuckerwasser ist für diese flinken Opportunistinnen meist kein Problem, mittels ihres hervorragenden Sehsinns und dem schnellen Laufapparat zischen sie an Individuen und Gruppen anderer Ameisen vorbei, trinken schnell, weichen wieder aus und pirschen sich erneut an die Futterstelle an.

Insgesamt gehören die Pseudomyrmecinen zu den aktivsten Ameisenarten überhaupt.

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